Outtakes, Part 2
Schon beim Schreiben hatte ich das Gefühl, diese Szene führt nirgendwo hin. Außer, dass sie ein nettes Geplänkel zwischen Zoe und Henry beschreibt, trägt sie kaum zum Buch bei. Deshalb musste ich heute den Rotstift ansetzen – und präsentiere euch eine gelöschte Szene, die es leider nicht ins Buch geschafft hat!
Auch wenn meine Entscheidung, bei Tom nach geheimen Unterlagen zu Aschs Plänen zu stöbern, sich nach dem Gespräch mit den Mädels deutlich weniger schlimm anfühlt, bin ich den kommenden Tagen ein nervöses Wrack. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich es anstellen soll, Tom Informationen zu entlocken. Beim bloßen Gedanken daran, ihn so zu hintergehen, zieht sich mir der Magen zusammen. Bisher hat er mir zwar bereitwillig von Aschs Plänen erzählt, ins Detail gegangen ist er dabei aber nie. Als Henry mich zum Mittagessen einlädt, sage ich deshalb spontan zu. Vielleicht kann ihm ja eine Strategie entlocken. Immerhin ist er der Investigativ-Reporter.
“Habt ihr irgendwo eine streng geheime James-Bond-Spielzeug-Kammer mit versteckten Backenzahn-Mikrofonen und Knopflochkameras, oder wie läuft das? Ich weiß wirklich nicht, wie ich das angehen soll.”
Henry schaut von seiner Currywurst auf und lacht nur. Er hat so ein ansteckendes Lachen, dass ich mir direkt ein bisschen weniger Sorgen mache. Dann hält er sich seine Vintage-Armbanduhr an den Mund. “T, ich komme nachher mit Agentin Z in der Spielzeug-Kammer vorbei. Over.”
Gegen meinen Willen muss ich Schmunzeln und boxe Henry spielerisch in die Seite. “Mach dich nicht über mich lustig! Das war mein ernst!”
“Meiner auch! Okay, nicht. Leider muss ich dich enttäuschen. Für aufwändige Spionage-Hardware haben wir nicht die finanziellen Mittel – und das ist auch meist nicht nötig. Ehrlich gesagt ist es eher eine Mischung aus Timing und Glück, ob ich etwas finde. Und die richtigen Kontakte.”
“Das bringt mir jetzt aber nichts. Ich kann schlecht bei Toms Kollegen auffällige Fragen stellen. Und Asch selber will ich eigentlich lieber nicht begegnen.”
Jan überlegt. “Kommst du an sein Handy ran? Seinen Rechner? Ich wette, es gibt Mails, die krumme Machenschaften belegen.”
Nachdenklich drehe ich eine blonde Haarsträhne durch meine Finger – eine Angewohnheit von mir, wenn ich nervös bin. Aber es hilft mir dabei, mich zu konzentrieren. “Ich habe noch nie einen Laptop bei Tom gesehen und sein Handy ist mit Gesichtserkennung geschützt. Das wird schwierig, vielleicht, wenn er schläft?”
Henry verzieht bei dem Kommentar das Gesicht und ein Ausdruck, den ich nicht richtig deuten kann, stiehlt sich in seine Augen. “Wow, James Bond, du bist ja wirklich bereit, weit zu gehen für die Mission.” Er grinst schief, das Lachen erreicht aber nicht seine Augen.
Ich werde rot. Es ist mir unangenehm, mit Henry über Tom zu sprechen, zumindest, was diesen Aspekt angeht. “Äh, also, das war doch die Idee, dachte ich…?”
“Ich wusste nur nicht, dass du, also ihr… ach, egal.” Er schiebt sich eine Pommes in den Mund, kaut, dann fährt er fort. “Zoe, du machst dir zu viele Gedanken. Ruf ihn an, überrasch ihn zuhause, schnapp dir sein Telefon, hol ihn im Büro zum Essen ab – wenn er nicht damit rechnet, ist er vielleicht unvorsichtig. Und dann musst du einfach schauen, was sich ergibt. Ich bin sicher, dass du das hinbekommst, der Typ frisst dir aus der Hand.”
Aufmunternd klopft er mir kurz auf den Rücken, nimmt dann aber schnell die Hand weg. Des Rest des Mittagessens ist er betont zurückhaltend und ich ertappe mich beim Gedanken, wie schade ich es finde, dass wir unsere frühere Unbefangenheit verloren haben.
Unser Gespräch lässt mich fast noch ratloser zurück als zuvor. Bisher haben Tom und ich uns nur bei mir getroffen, in Restaurants und im Hotel. Andererseits ist es dann doch auch nicht verwunderlich, wenn ich mich bei ihm zuhause einlade, oder?