Kuscheln und Glühwein
Die ersten Schneeflocken kommen. Der erste Advent geht. Es ist Weihnachtszeit. Wie jedes Jahr. Doch etwas ist anders. Es ist die erste Weihnachtszeit ohne Weihnachtsmarkt, den ich so sehr liebe, vor allem den in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg. Ja. Ich weiß. Es ist wichtig und richtig, dass wir alle in diesem Jahr darauf verzichten. Dennoch gibt es Tage wie heute, an denen ich es einfach vermisse, mit meinen Freundinnen am Glühweinstand zu stehen und den Kindern bei ihrer fünften Karussellfahrt zuzuwinken, Zuckerwatte zu kaufen und an einem der vielen kleinen Stände die zigste bunt geschmückte Lichterkette zu erwerben. Ich vermisse es, sie zu umarmen und zu drücken, dicht beieinander zu stehen, laut zu lachen, sich alberne Sachen ins Ohr zu schreien.
Gedankenverloren schaue ich vom Laptop auf und blicke aus dem Fenster auf den geschmückten Balkon vor dem dämmernden Himmel. Ich bin weit gekommen, habe heute vier Kapitel am Stück geschrieben und brauche eine Weile, um mich von den Emotionen zu lösen, in denen sich Zoe gerade befindet, als sie erste Zweifel daran hat, dass ihr neuer Lover Tom es wirklich gut mit ihr meint. Ich schüttele mich kurz und bin wieder ich, Amelie. Der Tag scheint gerade erst begonnen zu haben und ist doch schon wieder vorbei. Gleich muss ich los und die Kinder abholen. Wie gerne würde ich danach mit ihnen einen Abstecher auf den Weihnachtsmarkt machen…
Ein süßer Duft, der durch die Wohnung zieht, reißt mich aus meinen Gedanken. Die Tür geht auf. Und da steht mein Schatz, in der Hand ein Tablett zwei dampfende Bechern und einem Teller voller Vanillekipferl, die noch warm sind. Er stellt das Tablett auf dem Schreibtisch ab und stellt sich hinter mich und umarmt mich. Ich spüre seine Wärme, er ist vom Backen ein wenig verschwitzt, sein Duft ist vertraut. „Du brauchst eine Pause“, flüstert er mir ins Ohr. „Und zwar eine Kuschelpause.“ „Du hast Glühwein gemacht?“ „Ich bitte dich. Das ist kein Glühwein, sondern Glühgin. Neues Rezept.“
Er zieht mich aufs Sofa. Ich protestiere noch kurz: „Aber ich muss die Kinder holen!“ Er flüstert mir ins Ohr: „Nur ein paar Minuten. Lass uns sie gleich zusammen holen.“
Wir kuscheln uns aneinander aufs Sofa und trinken einen Schluck Glühwein. Die Vanillekipferl schmecken köstlich. Die Lichterkette am Balkon schaltet sich automatisch an, als die Dunkelheit hereinbricht. Ich brauche keine weitere Lichterkette, zuckt es mir durch den Kopf. Ich schließe die Augen und atme den süßen Duft der Plätzchen ein und genieße es, mich von meinem Schatz festhalten zu lassen. Ich atme tief. Weihnachtszeit ohne Weihnachtsmarkt ist gar nicht so schlecht.
Zum ersten Teil der „Playing with Love“-Serie geht es hier lang.